Hier erhebt sich der ästhetische Widerstand

Berlin, Gelände an stark befahrener Straße, actor Mother Earth + nervous anaytics

Es ist jetzt bestimmt schon mehr als zehn Jahre her, da sah ich im Fernsehen einen Bericht über Guerilla Gardening. Ein Typ, der nachts durch London zog, pflanzte, säte, jätete. Auf öffentlichen Plätzen, Rabatten, an Autobahnen. Ich war fasziniert. Ein heimlicher Widerstandskämfer. Der Untergrund. Fight against tristesse und Beton.  Zeichen setzen für Frieden, gegen diverse – auch gern politische – Missstände.

Das hat mich doch irgendwie angefixt. Aber wohl nur irgendwie, denn gemacht hat sie nichts. Samenbomben hatte ich schon mal auf einer Veranstaltung mitgenommen und wollte sie an einen gaaanz besonderen Ort werfen. Das war dann letztendlich nur der Schrank unter der Spüle in der Küche. Großartig.

Aber nun, 2017. Erhebet euch. Sie hat es getan. Auch wenn Guerilla Gardening heute eher Urban Gardening heißt…

Mit üppiger Hand säte ich. Nahm Samen von Blumen, bunt und Rankenwuchs.

Platz der Wahl ist das Gelände rund um meinen Arbeitsplatz geworden. Ein Ort an einer stark befahrenen Straße, daneben gleich die U-Bahn. Wahrlich ein Platz zum verschönern. Die raue Parkplatzzufahrt soll ein buntes Tor werden, aschfahle Gesichter in Raucherecken sollen versinken im Farbmeer.

Und zack, 14 Tage später war es so weit. Die ersten kleinen Pflänzchen waren zu sehen. Ahhhhhhh. Wat schön. Macht das glücklich. Stolz die Brust, das Herz.

Die Pflänzchen in der Parkplatzeinfahrt haben es leider nicht geschafft. Wahrscheinlich zu windig und zu schattig dort. Doch nun, aus Erfahrung wird man bekanntlich klug und so will ich auch hier wieder eine kleine Ode senden an das implizite Wissen. Was gibt es Besseres?

Seit dem gehe ich nun täglich meine Kleinen begutachten und bin stolz. Manchmal auch ein bisschen erbost, wenn unaufmerksame Fahrradparker ihr Rad so unbedacht gegen die zarte Pflanzenpracht stellen. Aber ich atme tief und vertraue auf die Widerstandskraft. Bald wird es soweit sein. Bunt überstrahlt Grau.

Danke, Mother Earth für deine Möglichkeiten und dein Können. Und danke an mich, weil ich es ausprobiert und für gut befinden konnte.

 

 

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